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Digitale Diagnosen

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Digitale Diagnosen

Psychische Gesundheit als Social-Media-Trend

Zsolnay,

15 Minuten Lesezeit
6 Take-aways
Audio & Text

Was ist drin?

Psychische Gesundheit als Geschäftsmodell: die fatalen Folgen des Mental-Health-Booms in den sozialen Medien.


Bewertung der Redaktion

9

Qualitäten

  • Analytisch
  • Augenöffner
  • Brisant

Rezension

Es liegt in der Logik sozialer Medien, dass sie komplexe Sachverhalte plakativ zuspitzen und die Nutzerinnen und Nutzer in einen Sog sich ähnelnder Inhalte hineinziehen. Als Privatunternehmen gehorchen die großen Social-Media-Konzerne zudem den Gesetzen von Markt und Wettbewerb. Beides sind denkbar schlechte Voraussetzungen für eine differenzierte Auseinandersetzung mit psychischen Erkrankungen. Klug analysiert die Autorin den Mental-Health-Trend in den sozialen Medien, zeigt problematische Entwicklungen auf und plädiert für eine Abkehr von der Individualisierung der Gesundheitsfürsorge.

Zusammenfassung

Die Enttabuisierung psychischer Erkrankungen in den sozialen Medien kann Betroffenen mehr schaden als nützen.

Psychische Gesundheit ist ein Modethema geworden, das vor allem in den sozialen Medien wachsende Aufmerksamkeit erhält. Es gibt eine Vielzahl von Mental-Health-Influencerinnen und -Influencern, die psychiatrische Diagnosen popularisieren und bereits normale, aber unangenehme Gefühle oder störende Verhaltensweisen als krankhaft deuten. Damit geht eine Enttabuisierung, Glamourisierung und Kommerzialisierung psychischer Krankheiten einher.

Gegen eine Enttabuisierung ist auf den ersten Blick nichts einzuwenden. Schließlich kann ein offener Umgang mit psychischen Erkrankungen Verständnis schaffen oder Betroffene aus sozialer Isolation befreien. Er kann aber auch den Druck auf Erkrankte erhöhen. Wer beispielsweise an einer Depression leidet, tut dies womöglich nicht so bildschirmtauglich wie die meist jungen, attraktiven, zerbrechlichen „sad girls“ in den sozialen Medien. Symptome wie die Vernachlässigung der Körperhygiene oder emotionale Taubheit, die oft mit Depressionen einhergehen, haben wenig mit dem „beautiful suffering“ der Influencerinnen gemein. ...

Über die Autorin

Die Soziologin Laura Wiesböck ist Leiterin der Gruppe „Digitalisierung und soziale Transformation“ am Institut für Höhere Studien Wien.


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